Wie alles anfang

Hier in diesem Megablogeintrag habe ich die älteren Einträge meines persönlichen Blogs, zu den Anfängen der Thematik des Projekts der Küstenstrasse zusammengefasst, angefangen mit den älteren. Aktuelle Kommentare werde ich in roter Farbe machen.

Die folgenden 3 Einträge sind aus der Zeit des ersten Hochwassers und zeigen unsere  Bemühungen die für uns schädlichen Gesetzesänderungen anzufechten. Rückblickend hat das wenig genützt und heute ist es das neue Gesetz der "expropiation" 5389 auf das sich das ganze Grossprojekt stützt.

Politische Wirren, 15. August 2014

Heute hatten wir hier im Notcamp eine Versammlung. Die Organisation Camsat, die hier in der Gegend wirksam ist, hat dies organisiert. Die ganze Notstadt, die aus 1'600 Familien besteht, wurde in 13 Zonen aufgeteilt und diese haben jetzt je 2 Vertreter, die uns informieren sollten. So werden zukünftige Lebensmittelverteilungen geordnerter verlaufen können.  Ausserdem soll so mehr Information zu uns kommen. Im Grossen und Ganzen sind die Leute etwas in Sorge, weil durch den Bau der Costanera, ein Grossprojekt der Regierung, unsere Zone geräumt werden könnte. So eine Räumung hat es schon an vielen Orten gegeben. Inwiefern das mit rechten Dingen zuging, weiss ich nicht. Im Normalfall müssen sich die die Leute „wegkaufen“. Auch wenn die Leute bleiben können, werden sie die Steuern nicht zahlen können. Somit werden sich die ärmeren Leute; die keine Möglichkeit haben die Steuern zu zahlen, die nach der Aufwertung der Zone zu berappen sind, so sehr verschulden bis die Schulden den Wert des Hauses übersteigen. Dann stehen sie einfach mit nichts da. Recht problematisch, finde ich. Bis jetzt haben die armen Leute dieser Zone weder Steuern noch Wasser oder Licht bezahlt. Wie es weitergeht ist ungewiss, es kann auch gut sein, dass mein Viertel vom ganze Zirkus nicht betroffen sein wird. Ist es betroffen, hat das natürlich auch den Vorteil, dass das Grundstück viel mehr wert sein wird. Wenn man es also gut macht, könnte man auch sehr gut davonkommen. Das Problem ist aber, dass die Leute hier im Viertel eben arm sind und gerade dies nicht können.

Blitzdemonstration, Blogeintrag vom 15. August 2014

 Aus der Zeit als sich die Organisation CAMSAT noch für uns einsetzte. 


Gestern hat die Organisation Camsat zu einer Blitzversammlung gerufen…. Sie kamen einfach von Haus zu Haus, dass in zwei Stunden, um sechs Uhr abends Versammlung sei. So ist das hier ziemlich üblich, solches weiss man selten vorher. In der Versammlung wurden wir informiert, dass am anderen Morgen um sieben Uhr beim grossen Tor Versammlung sei, um  in der Municipalidad (das wär wohl das Stadthaus) zu demonstrieren. Dort solle ein neues Gesetz herausgegeben werden, das es ermöglichen soll, die Region Banado, also unsere Grundstücke, umzuzonen, damit sie an Grossfirmen verkauft werden können. Das ist jedenfalls die Kurzversion, die hier ankam. Ich habe dann sofort Miguel angerufen, der am Fischen war und wir haben beschlossen zu gehen.
Am Morgen waren dann doch ein Grüppchen Leute beim Tor versammelt. Ein Lastwagen hat ein Teil der Menschen auf der Ladefläche aufgeladen, der Rest musste mit dem öffentlichen Verkehr gehen.
Angekommen vor der Municipalidad, hatte es dort doch schon eine rechte Menschenmenge. Miguel und ich versuchten dann hineinzugehen, dort hiess es aber, es sei kein Platz mehr. Wir müssen aber aufs WC, sagten wir… das war ja auch der Fall, und wir wurden eingelassen. Vom WC gingen wir dann direkt in die „Kammer“. Innen waren die 50 Sitzplätze für „gemeines Volk“ schon durch unsere Vertreter besetzt. Hinter Glas hatte es Platz für Zuschauer. Dort haben wir uns in die Menge gestelltEs waren schon ziemlich viele dort. Die Ledersessel für die Abgeordneten waren noch gähnend leer.
Mit etwas Verspätung sind dann der Stadtrat und eine Handvoll Abgeordnete eingetroffen und die Versammlung hat angefangen. Zuerst haben sie unsere Forderung gelesen. Wir aussen hatten Lautsprecher und konnten so mithören. Etwa 15 unserer Vertreter kamen auch ausgiebig zu Wort und haben zum Teil sehr überzeugend geredet und von uns viel Applaus geerntet. Ihre Punkte waren vor allem, dass unser Viertel sich hauptsächlich aus eigener Kraft aufgebaut hat…, meist völlig ohne Unterstützung der Municipalidad und jetzt plötzlich, wo man das Viertel verkaufen könnte, wird die Zone interessant für die Municipalidad. Eine „Fiskale“ sollte nicht einfach umgezont werden dürfen, vor allem, wenn diese schon seit  mehr als 30 Jahren besiedelt ist. Der Boden sei gar nicht mehr fiskal, da die Bewohner mit vielen Lastwagenladungen Bauschutt, für teures Geld, ihr Stück Land verbessert haben.
Während dieser Diskurse sind dann auch noch ein paar Abgeordnete mehr eingetröpfelt, denen allesamt viel Kaffee und Wasser serviert wurde von ihrem „Chef de Moso“ (der offenbar auch einen Cheflohn hat, was zurzeit auch gerade ein grosses Thema ist). Einige der Abgeordneten  haben dann auch noch geredet. Die meisten von ihnen sprachen sich zu unseren Gunsten aus, weitere haben um den Brei herum gesprochen von wegen alle hätten das Recht auf ein anständiges Haus… aber nicht klar gesagt, ob dies dann in unserer Zone steht oder am Ort der Umsiedlung…. Diese wollen uns wahrscheinlich immer noch umsiedeln. Ein grosser Teil hat sich eben nicht geäussert, Miguel vermutet das seien unsere Gegner.
Im Grossen und Ganzen haben sie uns versprochen, sie werden uns in Zukunft informieren und einbeziehen. Einige haben sogar zugegeben, dass die Zone vernachlässigt wurde und man sie aufbessern müsse und nicht ersetzen. Ich hoffe jetzt, das waren nicht leere Worte und es nimmt mich wunder wie es weiter geht.
Während wir drinnen waren, haben die Leute, die vor der Municipalidad geblieben sind, die Strasse blockiert und damit etwas Aufersehen erregt.
Im Grossen und Ganzen denke ich, dass wir es geschafft haben, auf uns aufmerksam zu machen und, dass vielleicht nicht einfach um uns herumentschieden wird in Zukunft. Am nächsten Mitwoch gibt es wieder eine Session. Mal sehen, was dann raus kommt.

Politische Wirren 2, vom 22. August 2014

Eine Woche nach der ersten Demostration sollte im „Stadthaus“ über die Änderungen der „Ordenanza“  entschieden werden. Natürlich waren unsere Repräsentanten wieder anwesend und auch wieder eine schöne Gruppe Leute vor dem Stadthaus, diesmal mit einer Direktübertragung der Session.
Obwohl eigentlich eine Entscheidung vorgesehen gewesen wäre, wurde diese wieder verschoben, diesmal um einen Monat. Einen guten Grund dafür sehe ich eigentlich nicht.
Im Vorfeld der zweiten Versammlung, wurde von der Seite der Politiker beruhigt. Meiner Meinung nach, wurde uns da einiges vorgegaukelt um uns in einer falschen Sicherheit zu wiegen. Auffällig ist, dass die „Colorados“ (das ist die stärkste Partei und die der Reichen, allgemein ist bekannt, dass sie Stimmen kaufen) stark um den Brei herum reden. Meist erzählen sie erst, dass es dank des neuen Rechts ganz viele Möglichkeiten zur Umgestaltung des Banados (die umstrittene Zone und Heimat vieler tausend Familien) gäbe, und nur eine davon sei die Möglichkeit zur Umsiedlung. Mein Kommentar dazu: Ist mir eigentlich egal, was die anderen Punkte sind, die unter dem neuen Dekret figurieren, der Punkt der die  Umsiedlung ermöglicht, darf nicht dort stehen.  
Danach kommt meist der Teil, dass niemand davon rede uns umzusiedeln, Pause, von einem Tag auf den andern. Mein Kommentar…ah danke, von einem Tag auf den anderen nicht, aber Familien umsiedeln, die schon seit 30 oder mehr Jahren in ihren selbstgebauten Häusern auf ihren selbst aufgeschütteten Grundstücken leben, das ist in Ordnung. Empörend.
Und meist schliessen sie damit, dass sie ja niemanden auf die Strasse stellen würden, sondern ihnen Häuser an einem anderen Ort zur Verfügung stellen werden. Und dass dieser Ort dann weit vom Stadtzentrum weg ist, wo es keine Arbeit hat, das erwähnt natürlich niemand. Und was gibt diesen schwerreichen Politikern bitte das Recht, nur daran zu denken, Menschen umzusiedeln, die sich mit viel Arbeit ein Flecklein bewohnenswert gemacht haben und es sich durch den hier legalen Prozess der Landbesetzung, angeeignet haben. Ganz einfach, weil sie plötzlich merken, dass dieses ehemalige Schwemmland, einen grossen Wert haben könnte, durch seine Lage nahe am Fluss und am Stadtzentrum. Meiner Meinung nach, haben es die dort lebenden Menschen verdient, nach ihrer harten Arbeit auch die Früchte ihrer Arbeit zu ernten und von einer Entwicklung der Zone zu profitieren. Und ich finde es absolut empörend, dass die Colorados überhaupt daran denken uns umzusiedeln.
Natürlich sind nicht alle Colorado, nur leider sind die Colorados eben in der Mehrheit in der Politik.
Die Politiker der anderen Parteien sind auf unserer Seite und sprechen sich dafür aus, dass wir als Ansiedler der Zone in einen Aufwertungsprozess einbezogen werden müssen. Auch diesmal ernteten sie viel Applaus aus der Menge.
Gut, die Entscheidug wurde um einen Monat verschoben. Ich denke, dass das gemacht wurde, damit wir uns „beruhigen“ und wieder einschlummern und kein Furore mehr machen. Ich hoffe, dass es die Organisationen schaffen, das zu verhindern um im Gegenteil mehr Leute aufzurütteln. Denn auch hier gäbe es bei einem Annehmen dieses Gesetzes, die Möglichkeit eine Volksabstimmung zu fordern. Nur, im Gegensatz zur Schweiz, passiert das hier eigentlich nie. Möglicherweise hätte die Zone im Volk einen guten Rückhalt. Nur weiss ich nicht, ob wir denn hier die Leute hätten, die so ein Referendum ergreifen könnten. Paraguay ist nur auf dem Papier eine Demokratie…. Denn fast alle Politiker kommen aus „Politikerfamilien“ und sind reich. Grundsätzlich gäbe es aber die Möglichkeit für Normalbürger, Politiker zu werden, aber mit wenig Geld ist dies halt schwierig.

Einige Zusatzinformationen
Fiskales Land:
Hier gibt es Land, das fiskal ist. Dieses Land kann eigentlich jeder besetzen. Dazu muss man auf ein Büro, etwas Papierkram erledigen und beweisen können, dass man auf diesem Landstück etwas macht, es urbar macht, es bewohnbar macht. Grundsätzlich ist es möglich, so ein Stück Land auch zu titulieren, danach ist man der rechtliche und unumstössliche Besitzer. Aber von diesem Moment an, zahlt man Steuern dafür. Die Leute, welche im Banado leben, sind meistens zu arm, um Steuern zahlen zu können und die Titulierung anzugehen, ist auch nicht gratis. Eine unserer Forderungen ist, eine solche Titulierung zu ermöglichen, zu Tarifen, die für die Anwohner zahlbar sind.

Wahlen:
In Paraguay sind alle Erwachsenen wahlverpflichtet. Wer nicht wählt, wird gebüsst… allerdings ist dies, so viel ich weiss, nur auf dem Papier der Fall…. Niemand der nicht gewählt hat das letzte Mal, musste etwas zahlen.
Während der Wahlen geht es hier sehr undemokratisch zu…. Vor allem die grossen und reichen Parteien kaufen die Stimmen im grossen Stil. Bekannt ist, dass die Colorado Partei (die uns umsiedeln will) mehr zahlt. Und vor allem kauft sie die Stimmen in den ärmeren Vierteln, zum Beispiel im Banado, den sie jetzt umsiedeln wollen.
Natürlich ist das Kaufen von Stimmen illegal, und eigentlich  könnten die, welche sich kaufen liessen doch wählen wen sie wollen, da das Abstimmen ja anonym ist. Aber die Leute hier machen das halt eher nicht. Ich würde es schamlos tun……

Die Modifikation der „Ordenanza“
Diese Änderung sollte es ermöglichen, dass die Gemeinde fiskales Land als Zahlungsmittel für Projekte nützen kann. Das heisst, dass dieses Land in den meisten Fällen an internationale Firmen gehen würde. Und was eben nicht berücksichtigt, dass dieses Land nicht brach liegt, sondern seit Jahren Leute darauf wohnen und es bewohnbar gemacht haben.
Ich finde den Prozess noch ganz spannend, weil ich keine Ahnung habe, wie so was in Paraguay gelöst wird. Natürlich hoffe ich, dass das Volk in diesem ungleichen Kampf  eine Chance hat. Leider haben die Organisationen auf unserer Seite nicht viel Geld um Propaganda zu machen, aber es nimmt mich wunder, ob das einfache Volk hier es diesmal schafft, sich durchzusetzen.

Blogeintrag vom 21. Februar 2016 

Geschrieben über eine der ersten Versammlungen von CAMSAT, von mir geschrieben, als ich die Situation noch nicht durchschaute und noch ehrlich daran glaubte, dass wir werden mitreden können.


Die Versammlung war recht interessant. Die Coordinatorin, die übrigens Psychologin ist, hat sehr positiv geredet und es so aussehen lassen, dass wir teilweise werden bestimmen können was mit unserem Viertel passiert. Ob das dann wirklich so sein wird, oder sie uns nur aufrütteln wollte, damit wir uns mobilisieren, weiss ich nicht. In den nächsten Versammlungen sollen Experten kommen und uns die Projekte erklären und unsere Fragen beantworten. Das tönt gut. Ich werde sie löchern. Meine Ausbildung kommt mir da doch noch zu gut.

Blogeintrag vom 2. September 2016

Der die Unsicherheit beschreibt, die das Projekt ausgelöst hat.

Schon länger habe ich nicht mehr geschrieben. Das, weil die Zügleten und das Danach sehr anstrengend war, aber auch, weil ich nicht recht wusste was schreiben. Nicht, dass es nichts zum Schreiben gegeben hätte, aber meine Meinung darüber hat sich von Tag zu Tag geändert. 
In einem früheren Blog habe ich schon mal über das Projekt der Costanera geschrieben. Dies sollte jetzt eben doch konkret werden. Ich finde, leider. Ich will mein Haus weiterbauen, fleissig auffüllen und einen schönen Platz schaffen für uns und die Tiere.
Heute war ich an einer Sitzung. Laut Camsat wird so oder so durch unsere Zone eine vierspurige Strasse, ganz nahe an meinem Grundstück vorbei, gebaut. Sie, Camsat wollen, dass es auch ein Auffüllen der Zone gibt, und zwar mit Einbezug von den Anwohnern der Zone. Soweit ist das ja noch gut. Leider sind mir ihre Forderungen, die wohl realistisch sind, nicht fordernd genug. Der Punkt, der mir am wenigsten gefällt, ist, der der Mindestgrösse des Grundstücks. Ein Minimum von 120 Quadratmetern, das ist 10 auf 12 Meter, pro Familie, das ist für mich und noch viele andere einfach zu klein. Heute hatte ich endlich mal die Gelegenheit, meine Meinung zu äussern zum Thema Tiere. An der letzten Sitzung kam ich nicht dazu, weil eine Gruppe von Gegnern so ein Theater gemacht hat, dass man die Sitzung abbrechen musste. Diesmal wurden die nicht mehr eingeladen, das ist einerseits gut, andererseits auch nicht. Ich bin ja auch dagegen, nur habe ich eine andere Art das kundzutun. Ja gut. Mittlerweilen bin ich eine von 4 Repräsentanten der Zone und werde alle die Leute vertreten, die Tiere halten wollen. Es werden stimmen laut, dass uns CAMSAT anlügt. Lustigerweise sagen die Befürworter das Gleiche über die konsequenten Gegner. Ich bin weder noch. Aber wenn ich nicht mitmische, ist es auch nicht besser, daher repräsentiere ich eben, da kann ich wenigstens mitreden. 
Aber eben, diese 7 Punkte der Organisation Camsat, die sind vom Präsidenten und den anderen, die dieses Projekt wollen noch nicht angenommen worden, obwohl Camsat ihnen die Deadline von Ende August gegeben hat. Nun, am Freitag werden die Repräsentanten von Camsat nochmals mit den Projektchefs zusammensitzen. Werden dann die Punkte nicht angenommen, wird Camsat aufhöhren, das Projekt zu unterstützen, das heisst so ziemlich sicher, dass wir demonstrieren werden etc. Ich hoffe beinahe, dass das passiert. So hätten wir vielleicht die Chance, das ganze Projekt zu stoppen. Und so könnten wir fortfahren Schritt für Schritt die Zone zu verbessern wie bisher, ohne den grossen Fortschritt aufgezwungen zu bekommen.
Das ist so das Wichtigste in Kürze. Alles zusammen gefällt mir ganz und gar nicht. Ich möchte einfach, dass sie uns in Ruhe lassen. Aber eben, diese Option gibt’s offenbar nicht.
Auch die Gegner haben Sitzungen, nur leider, hab ich noch nicht rausgefunden wann und wo. Ich möchte auch dort gehen. Nur so kann ich abschätzen was wirklich läuft.

25. September 2016 mit dem Titel "Endlich Sitzung oder auch nicht"

Heute kam, wie immer kurzfristig, eine Sitzungseinladung, für mich ein Muss.

Die Sitzung war spannend. Es war die erste Sitzung "pro Auffüllung" für die Repräsentanten. Morgen ist die Sitzung des Damms. Die beiden Gruppen sind wie Hund und Katz und beide Gruppen sagen, die anderen erzählen Lügen. Aber ich habe kein Problem damit, ich bin Repräsentantin für alle mit Tieren und das werde ich repräsentieren. Ist überhaupt nicht nötig, dass ich das Projekt unterstütze. Und da mach ich gar keinen Hehl daraus.  Ich habe auch heute damit begonnen, meine Zweifel zu äussern, zivilisiert natürlich und das ging ganz gut. Alle waren zivilisiert. Die Antworten haben mich aber nicht alle überzeugt. Aber ich verstehe ihre Argumente scho. Für die ganz Armen ist es gut, wenn sie ein Haus kriegen, auch wenn das Grundstück klein ist. Die Frage für mich ist nur, ob sie dann dort bleiben können, arbeiten können, die Steuern zahlen können, die zwar sozial sein sollen, aber laut den Gegnern nicht für immer. Ob das stimmt weiss ich nicht. Die Leute von der Auffüll- Front, die wollen unser Mitwirken erwirken, das ist gut. Aber ich sehe nicht, dass die Oberen das gut finden und solange die die 7 Punkte nicht unterschrieben sind, ist das doch alles wischiwaschi. Und mir geht die 7 Punkte-Forderung ja auch nicht weit genug.
Eines verstehe ich nicht, warum der Damm so unmöglich sein sollte… ein Damm mit einer Strasse drauf. Von wegen dem Fluss und der Strömung und die Ummöglichkeit da eine Strasse zu bauen, bin ich nicht überzeugt, kommt ja immer darauf an, wie so eine Strasse und wie ein Damm gebaut wird, und ich glaube nicht, dass das Meer in Deutschland etc. weniger Kraft hat als der Rio hier. Ich werde in der nächsten Sitzung meine Fragen wieder stellen, jedoch präziser. Ich werde mich darüber noch informieren. Nach der Sitzung sprach ich darum mit dem Anführer der Gegner dieses Projekts und dem Befürworter des Damms. Und der meint, der Damm sei gut möglich und es scheint mir, er hat seine Hausaufgaben gemacht…, also, er weiss wovon er redet. Der ausführliche Prospekt, den er mir in die Hand gedrückt hat, ist auch sehr überzeugend formuliert. Da stelle ich mir halt schon die Frage, warum uns die denn andere Gruppe vorgaukelt, man hätte nur die Möglichkeit vom Auffüllen ohne Damm. Vermutlich glauben sie das einfach. Ich sehen sie nicht als Lügner. Und sie bemühen sich auch für das was sie richtig finden. Aber warum wollen sie von der Alternative nichts wissen, diese nicht einmal prüfen?  
Morgen weiss ich  vermutlich nach der Sitzung mehr darüber was die Gegner sagen. Vielleicht kann ich da die Auffüllfront ein wenig skeptisch machen mit dem neuen Wissen. 

 3. Oktober 2016  Die erste Sitzung gegen Auffüllen, für Damm


Gestern war ich schon in der 2. Sitzung der Auffüllgegner, Dammbefürworter. Sie überzeugen mehr, als diejenigen der Auffüllung.
Ihre Projektidee ist umsetzbarer und billiger, auch wenn nicht ganz so einfach zu realisieren, wie sie meinen. Das Projekt sieht so aus: die 3-spurige Strasse kommt an den Fluss und ist gleichzeitig der Damm, der das Viertel vor Hochwasser schützen soll. Dieses Projekt kostet nur einen Bruchteil der Auffüllung, unsere Häuser müssen nicht plattgemacht werden, Bäume, Strassen, Plätze und Schulen bleiben bestehen.
Schwierigkeiten aber hat auch dieses Projekt, da am Fluss entlang zahlreiche Werfte sind, die so den Anschluss an den Fluss verlieren würden. Da es etliche sind, kann man nicht einfach eine grosse Schleuse bauen, sondern es müssen dann noch alle Zugang zum Fluss haben. Hier sehe ich ein Problem… Doch die Leader der Dammgruppe versicherten mir, dass man mit den Besitzern der Werfte im Dialog sei.
Ich weiss echt nicht, warum die andere Gruppe noch immer an ihrer Utopie festhält. Einen Monat nach ihrer Deadline haben die Autoritäten noch immer ihre 7 Punkte nicht unterschieben. Die gleichen 7 Punkte mit denen ich ja auch nicht einverstanden bin, weil ein 10 auf 12 m Grundstück ja kein Leben ermöglicht, wie die Leute es gewohnt sind. Konsequenterweise müsste sich Camsat vom Projekt zurückziehen und nicht immer mehr nachgeben. Der Staat will eben die sozialen Wohnungen nur zu Propagandazwecken.  Mit dem Auffüllprojekt würden wir auf ca. 20% der Fläche, verdichtet angesiedelt, wenn wir denn Glück haben, und die anderen 80% der Fläche wären für ausländische Firmen, die dafür bezahlen, dass sie uns auffüllen. Das nützt nur dem Staat, denn er erhält die 80%  von unseren Grundstücken. Welche, laut dem Gesetz hier, als fiskale Fläche dem gehören, der sie besetzt und bewohnt, und das sind wir. Die Leute hier füllen hier seit Jahrzehnten ihre Grundstücke auf, im Normalfall, könnte man diese „betiteln“ lassen und danach Steuern zahlen, dann sind diese gleichwertig wie ein gekauftes Grundstück. Nur hat es für diese Zone eine Klausel, die das verunmöglicht, eine Klausel, die wir abschaffen müssen. Die Anwohner bauten Strassen und Plätze, der Staat hat hier in diesem Viertel sehr wenig gemacht. Strom und Wasser haben wir zwar, aber jeder muss seine eigene Sickergrube bauen, denn Kanalisation haben wir ja keine.
Dieses Auffüllprojekt ist vergleichbar mit den Sojabauern, die die Indigenen vertreiben……
Und eben, es wäre doch mit diesem Damm getan, der uns nützen würde und nicht dem Staat.
Mittlerweile beteilige ich mich aktiv bei der Dammgruppe, sammle Unterschriften und lade Leute zu Sitzungen ein.
Ich habe auch vor, weiterhin in die andere Sitzung zu gehen und unangenehme Fragen zu stellen. Ich möchte gerne eine Neuorientierung fordern, dann kann ich sie an den eigenen Worten aufhängen, wenn sie das ablehnen. Ich erinnere mich nämlich gut, wie sie in einer der ersten Sitzungen versprochen haben, dass wir immer und immer wieder fragen können und Experten anfordern. Wenn sie mich deswegen rausschmeissen verlieren sie ihre Glaubwürdigkeit.
Am 12. Oktober gibt es dann eine Demonstration der Dammgruppe. Je mehr Leute es hat desto besser. Da werde ich eben rekrutieren. Leider ist es schwierig, Paraguayos an eine Demo zu bringen, sie sind einfach viel zu tranquilo.
Am Sonntag wurde ich an eine Internsitzung der Dammgruppe eingeladen. Dort sollen mögliche Antworten auf mögliche Fragen vorbereitet werden. An dieser Sitzung werden Repräsentanten verschiedener Gruppen (Fischer, Recycler, Rosswägeler etc.) teilnehmen, und da wird wohl ein gemeinsamer Standpunkt gesucht werden müssen.
 Dies ist eine Vorbereitung auf eine Sitzung der Anführer mit den Autoritäten, denn man hat sie  eingeladen und da wird dann eben verhandelt, zB. wie gross muss ein Grundstück sein, dass wir mit der Auffüllung einverstanden wären?

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