Paraguay, der Banado und von arm und reich, vom 25. Oktober 2016

Der Banado in Asuncion ist im Moment in zwei Gruppen gespalten. Die welche immer noch hinter dem Auffüllprojekt stehen, deren Anführer und die Gegner. Letzten Freitag ging ich, obwohl ich als „Abtrünnige“ nicht mehr eingeladen wurde, in die Sitzung der Auffüllbeführworter…, ich habe zwar längst meine Wahl getroffen und mich als Gegnerin geoutet, finde aber nach wie vor sinnvoll beide Seiten anzuhören.
Dort angekommen nahm mich gleich Sofia, eine ziemlich fanatische Anführerin der Gruppe zur Seite, so wie eine Lehrerin einen ungezogenen Schüler. Von wegen ich könne da als Gegnerin nicht einfach auftauchen, die Sitzung sei für die Beführworter etc. Meine Antwort, es handelt sich da um ein Thema das das ganze Viertel betrifft und ich hätte das Recht zuzuhören. Dagegen konnte sie dann nichts sagen. Ich habe dann auch brav zugehört. Das brauchte so ziemlich Geduld. Vor allem der Padre Pedro redet so langwierig um den Brei herum. Und ich wollte ja aufmerksam zuhören, und zwischen den Linien lesen. So gegen das Ende, als Fragen gestellt werden konnten, habe ich dann meinen Arm gehoben, um etwas sagen zu können. Sofia hat mir gezeigerlt, das könne ich nicht. Hab sie brav ignoriert und liess meine Hand einfach oben, bis meine Sitznachbarin die Leiter vorne auf mich aufmerksam machte, da konnten sie mich nicht länger ignorieren, jedenfalls als ich anfügte ich hätte nur eine simple Frage.
Eine zwickige allerdings…. Vor dem Hintergund, dass das Viertel in zwei Gruppen gespalten sei, hätte ich die Frage, ob es nicht eine Möglichkeit gäbe auf die Forderung der Cobanados (meine Gruppe) einzugehen und ein öffentliches Streitgespräch der beiden Projekte zu veranstalten. Denn wenn eines der Projekte besser abschneide und sie so überzeugt davon seien, das Auffüllprojekt sei das einzig mögliche, könne das doch nicht schaden und vielleicht helfe es der Vereinigung der beiden Gruppen.
Darauf wurde wie erwartet ausweichend geantwortet…. Ich habe die Frage ja nicht gestellt  um eine Antwort zu erhalten, sondern, um den Zuhörenden „Schäfchen des Pfarrers“ etwas zu denken zu geben.
Die erwartete Antwort, immer die Gleiche, das andere Projekt sei nicht möglich, es existiere nicht und neu, der Banado sei nicht gespalten.
Dass letzteres eine Lüge ist, ist offensichtlich und nur die allerdümmsten Schäflein können das übersehen. Sogar des Pfarrers eigene katolische Kirche hat das Thema in zwei Gruppen gespalten….
Dass ersteres nicht überzeugt, sollte eigentlich auch offensichtlich sein… denn warum ein öffentliches Streitgespräch ablehnen, wenn mann weiss, dass das andere Projekt nicht taugt. Da würde man ja gewinnen…. Die ehrliche Antwort wäre wohl eher: Wir sind nicht überzeugt, dass unser Projekt besser ist und könnten verlieren, davor haben wir Angst.
Ja vielleicht habe ich ein paar Schäfchen kritisch gestimmt…. Ich habe die Antwort dann einfach akzeptiert, mich etwas dumm gestellt und ging nachher noch mit dem Padre reden. Aber auch unter vier Augen wollte er nicht zugeben, dass das Viertel gespalten sei.
Ich hab's versucht. Aber irgenwas stinkt da immer offensichtlicher ganz gewaltig. Und immer mehr Leute fällt das mit etwas Hilfe von mir und Gleichgesinnten auf.
Heute werden wir Sitzung haben. Gestern habe ich deswegen wieder eine Runde im Viertel gedreht. Schätzungsweise 60 Protzent der Bewohner der Gegend die ich abgelaufen habe, sind gegen das Auffüllprojekt, dann hat es etwa 20%, die sind unschlüssig oder eher dagegen und die restlichen 20 Prozent sind Knacknüsse. Diese sind überzeugt vom Projekt und sie wollen einfach nichts dagegen hören…. Ich höre ihre Argumente jeweils an…. Aber die wollen einfach gar nichts hören, das ihre Meinung erschüttern könnte. Ist das wohl eine psychologische Methode mit der Situation umzugehen?
Ab und zu  wird mir dann vorgeworfen, ich sei egoistisch. Da ich gegen das Projekt sei, weil ich ein gutes Haus habe. Bin ich das? Muss ich wirklich bereit sein mein gutes Haus mit  grossen Hof aufzugeben, um ein hässliches Serienhaus zu kriegen, Haus plus Hof 10 auf 12 m, wo ich keine Tiere mehr halten kann? Das ist jedenfalls alles was bisher konkret ist, wenn es überhaupt konkret ist. Über den Rest muss man noch reden und ich glaube denen kein Wort mehr. Oder ist es nicht eher egoistisch von denen die nichts haben, einige unverschuldet, andere, weil sie sich nicht bemühen, zu denken, dass Leute (ich schliesse mich da jetzt aus, weil ich noch nicht so lange hier bin) die ihr ganzes Leben und das ihrer Eltern lang mit ihrem kleinen Lohn Stück um Stück ihr Grundstück aufgefüllt und ihr Haus ausgebessert haben, bis sie jetzt ein gutes Zuhause haben, ihr Haus aufgeben müssen um danach irgend eins zu kriegen, das ziemlich sicher weniger Wert sein wird? Und das vor dem Hintergrund, dass die korrupten Diputados gerade beschlossen haben, dass sie dieses Jahresende drei 13. Monatslöhne erhalten werden. Und eben meine Gruppen seien die reichen Egoisten. Nein das sind nicht die reichen Egoisten, das ist der arbeitssame Mittelstand, die reichen Egoisten, das sind die Diputados und der Präsident. Und ausserdem hat es in meiner Gruppe auch viele, die kein schönes Haus haben. Und trotzdem hier sind, weil sie überzeugt sind, dass das andere nichts wie ein Schwindel ist um an unsere Grundstücke heranzukommen ohne Gegenwehr.
Unsere Grundstücke, das ist so: Wir haben legale „ocupation de Tierra“ auf dem Boden der Municipalidad. Normalerweise kann so eine „0cupation“ betitelt werden, dann zahlt man Steuern und ist rechtmässiger Besitzer, unumstösslich. Jeder deutsche Einwanderer kann das im Chaco, auf solchem Staatsboden zum Beispiel machen. Nur wir nicht. Weil unsere Zone nicht tituliert werden kann. Dies sei, weil die Zone überschwemmbar sei. Ist es das? Oder ist es eher, weil die Municipalidad schon seit Jahren versucht uns zu entfernen. Weil nämlich diese Zone vorher wertloses Schwemmland und jetzt sehr wertvoll ist. Und die Banadense als wertlose Leute angesehen werden. Diebe, Nichtsnutze und Drögeler. Hat es auch. Aber es hat auch sehr viele gute Leute und die sieht man eben nicht.

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