Überschwemmung nach Überschwemmung

Die Armenviertel "Bañados" in Asuncion bekommen keine Ruhe, schon wieder steigt der Flusspegel überraschend, ausserhalb der normalen Regenzeit und vor allem wahnsinnig schnell an. Familien, die vor weniger als einem Monat, nach der letzten Überschwemmung in ihre Häuser zurückgekehrt sind, müssen diese schon wieder verlassen. Teilweise wurden diese Familien vor einem Monat, vom staatlichen Hilfsmechanismus (SEN) dazu aufgefordert, von den Notunterkünften in ihre Häuser zurückzukehren, welche jetzt erneut im Wasser stehen.


Die Zone wurde von dem erneuten Notstand völlig überrollt, das Wasser stieg mit 15 bis 20 cm pro Tag rasant schnell an und viele Familien erwachten am Morgen plötzlich im Wasser. Lokale Regenfälle verschlimmerten die Situation. Die für den Notstand verantwortliche Institution, die SEN, stand nicht rechtzeitig mit ihren Lastwagen und den Bauteilen für Notunterkünfte bereit. Dies hätte aber möglich sein sollen, da die Amtsstellen für Hydrologie die Daten für eine frühzeitige Prognose hatten.


Die nicht vorhandene Staatshilfe, zusammen mit der schlechten finanziellen Situation der Familien, die erst vor kurzem in ihre Häuser zurückgekehrt sind, was mit viel finanziellem und zeitlichem Aufwand verbunden ist (Reinigungsarbeit, dem Abbrechen der Nothäuser und dem Rücktransport des gesamten Hab und Guts), führte zu einer besonders entmutigenden Lage.

Dazu kommt, dass öffentliche Plätze, die erst vor kurzem gereinigt wurden, erneut von verzweifelten Familien besetzt wurden, was in den Anwohnern rund um diese öffentlichen Plätze für Unmut sorgte. Dies, zusammen mit einem einseitigen und negativen Journalismus schürte Hass gegenüber der in den Armenviertel lebenden Menschen beim Rest der Stadtbevölkerung. Dies vor allem aus Reihen der unteren Mittelschicht, die sehr unter Druck steht wegen hohen Lebenskosten (Strompreis, Wasserpreis, Mietzinse und auch Lebensmittelkosten), die dann mit Hass darauf reagieren, dass man in den Bañados, wo 20% der Bevölkerung von Asuncion leben, weder Strom noch Wasser zahlt und die Grundstücke nicht gekauft, sondern besetzt wurden (Landbesetzung ist in Paraguay legal, in diesem Falle ist dies  Gemeindeland, das noch keinen legalen Besitzer hat. In der Regel kann solches Land nach der Besetzung und Verbesserung legalisiert werden und wird dann steuerpflichtig. Im Fall der Bañados wurde dies aber mit einer Verordnung verunmöglicht). Dieser Hass zeigt sich vor allem in sozialen Netzwerken und wirkt sich negativ auf die Möglichkeit bei Arbeitssuche aus. Ausserdem wird dieser Hass durch die verblendete Propaganda der Regierung noch verschärft, die verkündet, den Armen Häuser zu schenken, es aber bewusst vermeidet, zu kommunizieren, dass der Grossteil dieser Familien schon aus eigener Kraft gebaute Häuser hat, welche für das Grossprojekt Franja Costera abgebrochen werden und dass die Familien einen Teil der Kosten der neuen Wohnung tragen müssen.

Dieses Vorgehen der Regierung / Regierungsabhängigen Medien, zusammen mit der Notlage der Überschwemmungen sorgen dafür, dass die unter der heutigen Staatsführung leidenden Menschen der verschiedenen Gruppierungen sich gegenseitig bekämpfen, anstatt sich zusammen gegen die Regierung / Staatsführung aufzulehnen. Diese Abspaltungen in kleine und noch kleinere Gruppen werden von Regierungsangestellten bewusst gefördert. Dies geschieht zum Beispiel mit halbwahren Informationen, die je nach Zone anders sind oder mit Gerüchten über gewisse Individuen oder Gruppierungen. Zudem stehen Menschen in Führungsrollen unter einem starken Druck und von den Institutionen her wird mit verschiedenen Mitteln versucht sie zu neutralisieren. Das kann mit Bestechungen, Drohungen (Entlassung, Entlassung von Familienangehörigen, bis zu Morddrohungen) Wegfall einer Arbeitsstelle für ein Familienmitglied geschehen und damit werden die Anführer abhängig gemacht und den sozialen Bewegungen grossen Schaden zugefügt.
Generell sind Menschen, die sich gegen die schädlichen Projekte der Regierung auflehnen unter grossem Druck, da ihnen beispielsweise bei den Überschwemmungen die Hilfe verweigert wird, sie bei der Platzsuche und Materialausgabe diskriminiert werden oder ihnen angedroht wird, sie bekämen dann keine Hilfe. Zudem gibt es schon mehrere Fälle von offener Gewalt von Staatsangestellten gegenüber von Anführern des Widerstands, oder von der Anheuerung von Auftragstätern um diese Personen einzuschüchtern oder zu schädigen.

Dazu kommt eine Kampagne von Falschinformation im Zusammenhang der möglichen Alternativprojekte, die man gut auch als Gehirnwäsche bezeichnen kann. Auf dieser Basis kann dann die breite Bevölkerung zu Entscheidungen genötigt werden, die ihnen eigentlich schaden und dies dann vor internationalen Institutionen, zum Beispiel dem BID (Interamerikanische Entwicklungsbank IDB auf Deutsch) als Einbezug der Betroffenen angegeben werden und so werden sozialschädliche Projekte, die eigentlich nur der reichen Oberschicht oder einzelnen Grossunternehmen zu gut kommen, als sozial verkauft und sogar von "sozialen" Mechanismen wie dem BID finanziert.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Wie das Grossprojekt "Franja Costera" die Lagune Yrupe beeinflusst

Botschaft an Papst Franziskus

Polizeigewalt im botanischen Garten von Asuncion