Wie alles anfang
Hier in diesem Megablogeintrag habe ich die älteren Einträge meines persönlichen Blogs, zu den Anfängen der Thematik des Projekts der Küstenstrasse zusammengefasst, angefangen mit den älteren. Aktuelle Kommentare werde ich in roter Farbe machen.
Die folgenden 3 Einträge sind aus der Zeit des ersten Hochwassers und zeigen unsere Bemühungen die für uns schädlichen Gesetzesänderungen anzufechten. Rückblickend hat das wenig genützt und heute ist es das neue Gesetz der "expropiation" 5389 auf das sich das ganze Grossprojekt stützt.
Politische Wirren, 15. August 2014
Heute hatten wir hier im Notcamp eine Versammlung. Die
Organisation Camsat, die hier in der Gegend wirksam ist, hat dies organisiert.
Die ganze Notstadt, die aus 1'600 Familien besteht, wurde in 13 Zonen aufgeteilt
und diese haben jetzt je 2 Vertreter, die uns informieren sollten. So werden
zukünftige Lebensmittelverteilungen geordnerter verlaufen können. Ausserdem soll so mehr Information zu uns
kommen. Im Grossen und Ganzen sind die Leute etwas in Sorge, weil durch den Bau
der Costanera, ein Grossprojekt der Regierung, unsere Zone geräumt werden
könnte. So eine Räumung hat es schon an vielen Orten gegeben. Inwiefern das mit
rechten Dingen zuging, weiss ich nicht. Im Normalfall müssen sich die die Leute
„wegkaufen“. Auch wenn die Leute bleiben können, werden sie die Steuern nicht
zahlen können. Somit werden sich die ärmeren Leute; die keine Möglichkeit haben die
Steuern zu zahlen, die nach der Aufwertung der Zone zu berappen sind, so sehr verschulden bis die Schulden den Wert des Hauses übersteigen.
Dann stehen sie einfach mit nichts da. Recht problematisch, finde ich. Bis
jetzt haben die armen Leute dieser Zone weder Steuern noch Wasser oder Licht bezahlt. Wie es weitergeht ist ungewiss, es kann auch gut sein, dass mein Viertel
vom ganze Zirkus nicht betroffen sein wird. Ist es betroffen, hat das natürlich
auch den Vorteil, dass das Grundstück viel mehr wert sein wird. Wenn man es also
gut macht, könnte man auch sehr gut davonkommen. Das Problem ist aber, dass die
Leute hier im Viertel eben arm sind und gerade dies nicht können.
Blitzdemonstration, Blogeintrag vom 15. August 2014
Aus der Zeit als sich die Organisation CAMSAT noch für uns einsetzte.
Gestern hat die Organisation Camsat zu einer
Blitzversammlung gerufen…. Sie kamen einfach von Haus zu Haus, dass in zwei
Stunden, um sechs Uhr abends Versammlung sei. So ist das hier ziemlich üblich,
solches weiss man selten vorher. In der Versammlung wurden wir informiert, dass
am anderen Morgen um sieben Uhr beim grossen Tor Versammlung sei, um in der Municipalidad (das wär wohl das
Stadthaus) zu demonstrieren. Dort solle ein neues Gesetz herausgegeben
werden, das es ermöglichen soll, die Region Banado, also unsere
Grundstücke, umzuzonen, damit sie an Grossfirmen verkauft werden können. Das
ist jedenfalls die Kurzversion, die hier ankam. Ich habe dann sofort Miguel
angerufen, der am Fischen war und wir haben beschlossen zu gehen.
Am Morgen waren dann doch ein Grüppchen Leute beim Tor
versammelt. Ein Lastwagen hat ein Teil der Menschen auf der Ladefläche aufgeladen, der Rest musste mit dem
öffentlichen Verkehr gehen.
Angekommen vor der Municipalidad, hatte es dort doch schon
eine rechte Menschenmenge. Miguel und ich versuchten dann hineinzugehen, dort
hiess es aber, es sei kein Platz mehr. Wir müssen aber aufs WC, sagten wir… das
war ja auch der Fall, und wir wurden eingelassen. Vom WC gingen wir dann direkt
in die „Kammer“. Innen waren die 50 Sitzplätze für „gemeines Volk“ schon durch
unsere Vertreter besetzt. Hinter Glas hatte es Platz für Zuschauer. Dort haben
wir uns in die Menge gestellt. Es waren
schon ziemlich viele dort. Die Ledersessel für die Abgeordneten waren noch
gähnend leer.
Mit etwas Verspätung sind dann der Stadtrat und
eine Handvoll Abgeordnete eingetroffen und die Versammlung hat angefangen. Zuerst haben sie
unsere Forderung gelesen. Wir aussen hatten Lautsprecher und konnten so
mithören. Etwa 15 unserer Vertreter kamen auch ausgiebig zu Wort und haben zum
Teil sehr überzeugend geredet und von uns viel Applaus geerntet. Ihre Punkte
waren vor allem, dass unser Viertel sich hauptsächlich aus eigener Kraft
aufgebaut hat…, meist völlig ohne Unterstützung der Municipalidad und jetzt
plötzlich, wo man das Viertel verkaufen könnte, wird die Zone interessant für
die Municipalidad. Eine „Fiskale“ sollte nicht einfach umgezont werden dürfen,
vor allem, wenn diese schon seit mehr als
30 Jahren besiedelt ist. Der Boden sei gar nicht mehr fiskal, da die Bewohner mit vielen Lastwagenladungen Bauschutt, für teures Geld, ihr Stück Land verbessert haben.
Während dieser Diskurse sind dann auch noch ein paar
Abgeordnete mehr eingetröpfelt, denen allesamt viel Kaffee und Wasser serviert wurde
von ihrem „Chef de Moso“ (der offenbar auch einen Cheflohn hat, was zurzeit
auch gerade ein grosses Thema ist). Einige der Abgeordneten haben dann auch noch geredet. Die meisten von
ihnen sprachen sich zu unseren Gunsten aus, weitere haben um den Brei herum
gesprochen von wegen alle hätten das Recht auf ein anständiges Haus… aber nicht
klar gesagt, ob dies dann in unserer Zone steht oder am Ort der Umsiedlung….
Diese wollen uns wahrscheinlich immer noch umsiedeln. Ein grosser Teil hat sich eben nicht geäussert, Miguel vermutet das seien unsere Gegner.
Im Grossen und Ganzen haben sie uns versprochen, sie werden
uns in Zukunft informieren und einbeziehen. Einige haben sogar zugegeben,
dass die Zone vernachlässigt wurde und man sie aufbessern müsse und nicht
ersetzen. Ich hoffe jetzt, das waren nicht leere Worte und es nimmt mich wunder
wie es weiter geht.
Während wir drinnen waren, haben die Leute, die vor der
Municipalidad geblieben sind, die Strasse blockiert und damit etwas
Aufersehen erregt.
Im Grossen und Ganzen denke ich, dass wir es geschafft haben,
auf uns aufmerksam zu machen und, dass vielleicht nicht einfach um uns
herumentschieden wird in Zukunft. Am nächsten Mitwoch gibt es wieder eine
Session. Mal sehen, was dann raus kommt.
Politische Wirren 2, vom 22. August 2014
Eine Woche nach der ersten Demostration sollte im
„Stadthaus“ über die Änderungen der „Ordenanza“ entschieden werden. Natürlich waren unsere Repräsentanten
wieder anwesend und auch wieder eine schöne Gruppe Leute vor dem Stadthaus, diesmal
mit einer Direktübertragung der Session.
Obwohl eigentlich eine Entscheidung vorgesehen gewesen wäre,
wurde diese wieder verschoben, diesmal um einen Monat. Einen guten Grund dafür
sehe ich eigentlich nicht.
Im Vorfeld der zweiten Versammlung, wurde von der Seite der
Politiker beruhigt. Meiner Meinung nach, wurde uns da einiges vorgegaukelt um uns in
einer falschen Sicherheit zu wiegen. Auffällig ist, dass die „Colorados“ (das ist
die stärkste Partei und die der Reichen, allgemein ist bekannt, dass sie Stimmen
kaufen) stark um den Brei herum reden. Meist erzählen sie erst, dass es dank
des neuen Rechts ganz viele Möglichkeiten zur Umgestaltung des Banados (die
umstrittene Zone und Heimat vieler tausend Familien) gäbe, und nur eine davon
sei die Möglichkeit zur Umsiedlung. Mein Kommentar dazu: Ist mir eigentlich egal, was die anderen Punkte sind, die unter dem neuen Dekret figurieren, der
Punkt der die Umsiedlung ermöglicht, darf
nicht dort stehen.
Danach kommt meist der Teil, dass niemand davon rede uns umzusiedeln,
Pause, von einem Tag auf den andern. Mein Kommentar…ah danke, von einem Tag auf
den anderen nicht, aber Familien umsiedeln, die schon seit 30 oder mehr Jahren
in ihren selbstgebauten Häusern auf ihren selbst aufgeschütteten Grundstücken
leben, das ist in Ordnung. Empörend.
Und meist schliessen sie damit, dass sie ja niemanden auf
die Strasse stellen würden, sondern ihnen Häuser an einem anderen Ort zur
Verfügung stellen werden. Und dass dieser Ort dann weit vom Stadtzentrum weg
ist, wo es keine Arbeit hat, das erwähnt natürlich niemand. Und was gibt diesen schwerreichen Politikern bitte das Recht, nur daran zu denken, Menschen
umzusiedeln, die sich mit viel Arbeit ein Flecklein bewohnenswert gemacht haben
und es sich durch den hier legalen Prozess der Landbesetzung, angeeignet
haben. Ganz einfach, weil sie plötzlich merken, dass dieses ehemalige
Schwemmland, einen grossen Wert haben könnte, durch seine Lage nahe am Fluss und
am Stadtzentrum. Meiner Meinung nach, haben es die dort lebenden Menschen
verdient, nach ihrer harten Arbeit auch die Früchte ihrer Arbeit zu ernten und
von einer Entwicklung der Zone zu profitieren. Und ich finde es absolut empörend, dass die Colorados überhaupt daran denken uns umzusiedeln.
Natürlich sind nicht alle Colorado, nur leider sind die
Colorados eben in der Mehrheit in der Politik.
Die Politiker der anderen Parteien sind auf unserer Seite
und sprechen sich dafür aus, dass wir als Ansiedler der Zone in einen
Aufwertungsprozess einbezogen werden müssen. Auch diesmal ernteten sie viel
Applaus aus der Menge.
Gut, die Entscheidug wurde um einen Monat verschoben. Ich
denke, dass das gemacht wurde, damit wir uns „beruhigen“ und wieder
einschlummern und kein Furore mehr machen. Ich hoffe, dass es die
Organisationen schaffen, das zu verhindern um im Gegenteil mehr Leute
aufzurütteln. Denn auch hier gäbe es bei einem Annehmen dieses Gesetzes, die
Möglichkeit eine Volksabstimmung zu fordern. Nur, im Gegensatz zur Schweiz,
passiert das hier eigentlich nie. Möglicherweise hätte die Zone im Volk einen
guten Rückhalt. Nur weiss ich nicht, ob wir denn hier die Leute hätten, die so
ein Referendum ergreifen könnten. Paraguay ist nur auf dem Papier eine
Demokratie…. Denn fast alle Politiker kommen aus „Politikerfamilien“ und sind reich. Grundsätzlich gäbe es aber die Möglichkeit für
Normalbürger, Politiker zu werden, aber mit wenig Geld ist dies halt
schwierig.
Einige Zusatzinformationen
Fiskales Land:
Hier gibt es Land, das fiskal ist. Dieses Land kann eigentlich jeder besetzen. Dazu muss man auf ein
Büro, etwas Papierkram erledigen und beweisen können, dass man auf diesem
Landstück etwas macht, es urbar macht, es bewohnbar macht. Grundsätzlich ist es
möglich, so ein Stück Land auch zu titulieren, danach ist man der rechtliche und
unumstössliche Besitzer. Aber von diesem Moment an, zahlt man Steuern dafür.
Die Leute, welche im Banado leben, sind meistens zu arm, um Steuern zahlen zu
können und die Titulierung anzugehen, ist auch nicht gratis. Eine unserer
Forderungen ist, eine solche Titulierung zu ermöglichen, zu Tarifen, die
für die Anwohner zahlbar sind.
Wahlen:
In Paraguay sind alle Erwachsenen wahlverpflichtet. Wer
nicht wählt, wird gebüsst… allerdings ist dies, so viel ich weiss, nur auf dem
Papier der Fall…. Niemand der nicht gewählt hat das letzte Mal, musste etwas zahlen.
Während der Wahlen geht es hier sehr undemokratisch zu…. Vor
allem die grossen und reichen Parteien kaufen die Stimmen im grossen Stil.
Bekannt ist, dass die Colorado Partei (die uns umsiedeln will) mehr zahlt. Und
vor allem kauft sie die Stimmen in den ärmeren Vierteln, zum Beispiel im
Banado, den sie jetzt umsiedeln wollen.
Natürlich ist das Kaufen von Stimmen illegal, und
eigentlich könnten die, welche sich kaufen
liessen doch wählen wen sie wollen, da das Abstimmen ja anonym ist. Aber die
Leute hier machen das halt eher nicht. Ich würde es schamlos tun……
Die Modifikation der „Ordenanza“
Diese Änderung sollte es ermöglichen, dass die Gemeinde
fiskales Land als Zahlungsmittel für Projekte nützen kann. Das heisst, dass
dieses Land in den meisten Fällen an internationale Firmen gehen würde. Und was
eben nicht berücksichtigt, dass dieses Land nicht brach liegt, sondern seit
Jahren Leute darauf wohnen und es bewohnbar gemacht haben.
Ich finde den Prozess noch ganz spannend, weil
ich keine Ahnung habe, wie so was in Paraguay gelöst wird. Natürlich hoffe ich,
dass das Volk in diesem ungleichen Kampf
eine Chance hat. Leider haben die Organisationen auf unserer Seite nicht
viel Geld um Propaganda zu machen, aber es nimmt mich wunder, ob das einfache
Volk hier es diesmal schafft, sich durchzusetzen.
Blogeintrag vom 21. Februar 2016
Geschrieben über eine der ersten Versammlungen von CAMSAT, von mir geschrieben, als ich die Situation noch nicht durchschaute und noch ehrlich daran glaubte, dass wir werden mitreden können.
Die Versammlung war recht interessant. Die Coordinatorin,
die übrigens Psychologin ist, hat sehr positiv geredet und es so aussehen
lassen, dass wir teilweise werden bestimmen können was mit unserem Viertel
passiert. Ob das dann wirklich so sein wird, oder sie uns nur aufrütteln
wollte, damit wir uns mobilisieren, weiss ich nicht. In den nächsten
Versammlungen sollen Experten kommen und uns die Projekte erklären und unsere
Fragen beantworten. Das tönt gut. Ich werde sie löchern. Meine Ausbildung kommt
mir da doch noch zu gut.
Blogeintrag vom 2. September 2016
Der die Unsicherheit beschreibt, die das Projekt ausgelöst hat.
Schon länger habe ich nicht mehr geschrieben. Das, weil die
Zügleten und das Danach sehr anstrengend war, aber auch, weil ich nicht recht
wusste was schreiben. Nicht, dass es nichts zum Schreiben gegeben hätte, aber
meine Meinung darüber hat sich von Tag zu Tag geändert.
In einem früheren Blog habe ich schon mal über das Projekt
der Costanera geschrieben. Dies sollte jetzt eben doch konkret werden. Ich
finde, leider. Ich will mein Haus weiterbauen, fleissig auffüllen und einen
schönen Platz schaffen für uns und die Tiere.
Heute war ich an einer Sitzung. Laut Camsat wird so oder
so durch unsere Zone eine vierspurige Strasse, ganz nahe an meinem Grundstück
vorbei, gebaut. Sie, Camsat wollen, dass es auch ein Auffüllen der Zone gibt, und zwar
mit Einbezug von den Anwohnern der Zone. Soweit ist das ja noch gut. Leider
sind mir ihre Forderungen, die wohl realistisch sind, nicht fordernd genug. Der
Punkt, der mir am wenigsten gefällt, ist, der der Mindestgrösse des Grundstücks. Ein Minimum von 120 Quadratmetern, das ist 10 auf 12 Meter, pro Familie, das ist
für mich und noch viele andere einfach zu klein. Heute hatte ich endlich mal
die Gelegenheit, meine Meinung zu äussern zum Thema Tiere. An der letzten
Sitzung kam ich nicht dazu, weil eine Gruppe von Gegnern so ein Theater gemacht
hat, dass man die Sitzung abbrechen musste. Diesmal wurden die nicht mehr
eingeladen, das ist einerseits gut, andererseits auch nicht. Ich bin ja auch
dagegen, nur habe ich eine andere Art das kundzutun. Ja gut. Mittlerweilen
bin ich eine von 4 Repräsentanten der Zone und werde alle die Leute vertreten,
die Tiere halten wollen. Es werden stimmen laut, dass uns CAMSAT anlügt. Lustigerweise sagen die Befürworter das
Gleiche über die konsequenten Gegner. Ich bin weder noch. Aber wenn ich nicht mitmische,
ist es auch nicht besser, daher repräsentiere ich eben, da kann ich wenigstens
mitreden.
Aber eben, diese 7 Punkte der Organisation Camsat, die sind
vom Präsidenten und den anderen, die dieses Projekt wollen noch nicht angenommen
worden, obwohl Camsat ihnen die Deadline von Ende August gegeben hat. Nun, am
Freitag werden die Repräsentanten von Camsat nochmals mit den Projektchefs
zusammensitzen. Werden dann die Punkte nicht angenommen, wird Camsat aufhöhren,
das Projekt zu unterstützen, das heisst so ziemlich sicher, dass wir demonstrieren werden etc. Ich hoffe beinahe, dass das passiert. So hätten wir
vielleicht die Chance, das ganze Projekt zu stoppen. Und so könnten wir
fortfahren Schritt für Schritt die Zone zu verbessern wie bisher, ohne den
grossen Fortschritt aufgezwungen zu bekommen.
Das ist so das Wichtigste in Kürze. Alles zusammen gefällt
mir ganz und gar nicht. Ich möchte einfach, dass sie uns in Ruhe lassen. Aber eben, diese
Option gibt’s offenbar nicht.
Auch die Gegner haben Sitzungen, nur leider, hab ich noch
nicht rausgefunden wann und wo. Ich möchte auch dort gehen. Nur so kann ich
abschätzen was wirklich läuft.
25. September 2016 mit dem Titel "Endlich Sitzung oder auch nicht"
Heute kam, wie immer kurzfristig, eine Sitzungseinladung, für mich ein Muss.
Die Sitzung war spannend. Es war die erste Sitzung "pro
Auffüllung" für die Repräsentanten. Morgen ist die Sitzung des Damms. Die beiden
Gruppen sind wie Hund und Katz und beide Gruppen sagen, die anderen erzählen
Lügen. Aber ich habe kein Problem damit, ich bin Repräsentantin für alle mit
Tieren und das werde ich repräsentieren. Ist überhaupt nicht nötig, dass ich
das Projekt unterstütze. Und da mach ich gar keinen Hehl daraus. Ich habe auch heute damit begonnen, meine
Zweifel zu äussern, zivilisiert natürlich und das ging ganz gut. Alle waren
zivilisiert. Die Antworten haben mich aber nicht alle überzeugt. Aber ich
verstehe ihre Argumente scho. Für die ganz Armen ist es gut, wenn sie ein Haus
kriegen, auch wenn das Grundstück klein ist. Die Frage für mich ist nur, ob
sie dann dort bleiben können, arbeiten können, die Steuern zahlen können, die
zwar sozial sein sollen, aber laut den Gegnern nicht für immer. Ob das stimmt
weiss ich nicht. Die Leute von der Auffüll- Front, die wollen unser Mitwirken erwirken, das ist
gut. Aber ich sehe nicht, dass die Oberen das gut finden und solange die die 7
Punkte nicht unterschrieben sind, ist das doch alles wischiwaschi. Und mir geht die 7
Punkte-Forderung ja auch nicht weit genug.
Eines verstehe ich nicht, warum der Damm so unmöglich
sein sollte… ein Damm mit einer Strasse drauf. Von wegen dem Fluss und der
Strömung und die Ummöglichkeit da eine Strasse zu bauen, bin ich nicht überzeugt,
kommt ja immer darauf an, wie so eine Strasse und wie ein Damm gebaut wird, und ich
glaube nicht, dass das Meer in Deutschland etc. weniger Kraft hat als der Rio
hier. Ich werde in der nächsten Sitzung
meine Fragen wieder stellen, jedoch präziser. Ich werde mich darüber noch informieren.
Nach der Sitzung sprach ich darum mit dem Anführer der Gegner dieses Projekts und
dem Befürworter des Damms. Und der meint, der Damm sei gut möglich und es
scheint mir, er hat seine Hausaufgaben gemacht…, also, er weiss wovon er redet.
Der ausführliche Prospekt, den er mir in die Hand gedrückt hat, ist auch
sehr überzeugend formuliert. Da stelle ich mir halt schon die Frage, warum uns die denn andere Gruppe vorgaukelt, man hätte nur die
Möglichkeit vom Auffüllen ohne Damm. Vermutlich glauben sie das einfach. Ich sehen sie nicht als
Lügner. Und sie bemühen sich auch für das was sie richtig finden. Aber warum wollen sie von der Alternative nichts wissen, diese nicht einmal prüfen?
Morgen weiss ich vermutlich nach der Sitzung mehr darüber was
die Gegner sagen. Vielleicht kann ich da die Auffüllfront ein wenig skeptisch
machen mit dem neuen Wissen.
3. Oktober 2016 Die erste Sitzung gegen Auffüllen, für Damm
Gestern war ich schon in der 2. Sitzung der Auffüllgegner, Dammbefürworter.
Sie überzeugen mehr, als diejenigen der Auffüllung.
Ihre Projektidee ist umsetzbarer und billiger, auch wenn
nicht ganz so einfach zu realisieren, wie sie meinen. Das Projekt sieht so aus: die 3-spurige Strasse kommt an den Fluss und ist gleichzeitig der Damm, der das
Viertel vor Hochwasser schützen soll. Dieses Projekt kostet nur einen Bruchteil
der Auffüllung, unsere Häuser müssen nicht plattgemacht werden, Bäume,
Strassen, Plätze und Schulen bleiben bestehen.
Schwierigkeiten aber hat auch dieses Projekt, da am
Fluss entlang zahlreiche Werfte sind, die so den Anschluss an den Fluss
verlieren würden. Da es etliche sind, kann man nicht einfach eine grosse
Schleuse bauen, sondern es müssen dann noch alle Zugang zum Fluss haben. Hier sehe ich
ein Problem… Doch die Leader der Dammgruppe versicherten mir, dass man mit den
Besitzern der Werfte im Dialog sei.
Ich weiss echt nicht, warum die andere Gruppe noch immer an
ihrer Utopie festhält. Einen Monat nach ihrer Deadline haben die Autoritäten
noch immer ihre 7 Punkte nicht unterschieben. Die gleichen 7 Punkte mit denen
ich ja auch nicht einverstanden bin, weil ein 10 auf 12 m Grundstück ja kein Leben ermöglicht, wie die Leute es gewohnt sind. Konsequenterweise müsste sich Camsat vom Projekt zurückziehen und
nicht immer mehr nachgeben. Der Staat will eben die sozialen Wohnungen nur zu Propagandazwecken. Mit dem Auffüllprojekt würden
wir auf ca. 20% der Fläche, verdichtet angesiedelt, wenn wir denn Glück
haben, und die anderen 80% der Fläche wären für ausländische Firmen, die
dafür bezahlen, dass sie uns auffüllen. Das nützt nur dem Staat, denn er erhält
die 80% von unseren Grundstücken. Welche, laut dem Gesetz hier, als
fiskale Fläche dem gehören, der sie besetzt und bewohnt, und das sind wir. Die
Leute hier füllen hier seit Jahrzehnten ihre Grundstücke auf, im Normalfall, könnte
man diese „betiteln“ lassen und danach Steuern zahlen, dann sind diese
gleichwertig wie ein gekauftes Grundstück. Nur hat es für diese Zone eine
Klausel, die das verunmöglicht, eine Klausel, die wir abschaffen müssen. Die
Anwohner bauten Strassen und Plätze, der Staat hat hier in diesem Viertel
sehr wenig gemacht. Strom und Wasser haben wir zwar, aber jeder muss seine
eigene Sickergrube bauen, denn Kanalisation haben wir ja keine.
Dieses Auffüllprojekt ist vergleichbar mit den Sojabauern,
die die Indigenen vertreiben……
Und eben, es wäre doch mit diesem Damm getan, der uns nützen würde und nicht dem Staat.
Mittlerweile beteilige ich mich aktiv bei der Dammgruppe,
sammle Unterschriften und lade Leute zu Sitzungen ein.
Ich habe auch vor, weiterhin in die andere Sitzung zu gehen
und unangenehme Fragen zu stellen. Ich möchte gerne eine Neuorientierung
fordern, dann kann ich sie an den eigenen Worten aufhängen, wenn sie das
ablehnen. Ich erinnere mich nämlich gut, wie sie in einer der ersten Sitzungen
versprochen haben, dass wir immer und immer wieder fragen können und Experten
anfordern. Wenn sie mich deswegen rausschmeissen verlieren sie ihre
Glaubwürdigkeit.
Am 12. Oktober gibt es dann eine Demonstration der
Dammgruppe. Je mehr Leute es hat desto besser. Da werde ich eben rekrutieren.
Leider ist es schwierig, Paraguayos an eine Demo zu bringen, sie sind einfach
viel zu tranquilo.
Am Sonntag wurde ich an eine Internsitzung der Dammgruppe
eingeladen. Dort sollen mögliche Antworten auf mögliche Fragen vorbereitet
werden. An dieser Sitzung werden Repräsentanten verschiedener Gruppen (Fischer,
Recycler, Rosswägeler etc.) teilnehmen, und da wird wohl ein gemeinsamer
Standpunkt gesucht werden müssen.
Dies ist eine
Vorbereitung auf eine Sitzung der Anführer mit den Autoritäten, denn man hat
sie eingeladen und da wird dann eben
verhandelt, zB. wie gross muss ein Grundstück sein, dass wir mit der Auffüllung
einverstanden wären?
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