Erneute Aktionen Ende 2016
Meine kleine Sammelaktion vom 7. Dezember
Aktionstag 19. 12. 2016 Suche Spender kleiner Beiträge
In der letzten Sitzung, die dann trotz schlechtem Wetter doch noch stattfinden
konnte, haben wir beschlossen am Montag 19. Dezember Unsere
Zugangsstrasse zu sperren und einen Aktionstag zu organisieren als Protest
dagegen, dass man uns, trotz zahlreichen Dialogversuchen noch immer ignoriert
und einfach blind am Strassenbauprojekt weiterplant, da in den hohen Sitzen der
Regierung.
Ich bin da im Organisationsteam. Nun, ich habe viele
Ideen. Ich will zum Beispiel eine
Kinderecke gestalten, wo die Kinder Plakate gestalten können. Wo es eine
Krappelecke hat und einen Tisch, wo man Windeln wechseln kann. Denn die
Strassensperre dauert von 6 Morgens bis 6 Abends und es wurde gewünscht, dass
Frauen mit Kindern kommen, die können nur länger bleiben, wenn es etwas für die
Kinder hat.
Vorgeschlagen wurde auch eine Olla Popular „öffentliche
Pfanne“. Also die Leute sollen verpflegt werden.
Ich hatte vorhin gerade Kontakt mit dem Lider der
Organisation und laut ihm muss alles nötige Geld aus dem Viertel kommen, da
von der Organisation her kaum etwas zu erwarten ist.
Nun in diesem armen Viertel Geld sammeln, ist schwierig und
zeitaufwendig. Ich will die Zeit zum Organisieren nützen. Und daher werde ich
das auszunützen versuchen, was nur ich habe. Kontakte in der Schweiz.
Viel braucht es ja wirklich nicht. Ich werde zuerst versuchen die
Sachen die wir brauchen (Plachen für Schatten, Decken für die Krappelecke,
Tisch, Bälle, Spielzeuge, Pfanne etc.) auszuleihen. Vielleicht hat auch die
lokale Pfadi hier Sachen wie Stifte und Scheren, die man ausleihen könnte.
Aber so ganz ohne Budget wird es nicht gehen, vor allem für
die Verpflegung. Nun, mit 5 Franken, kann man ein Kilo Fleisch kaufen, mit
einem Franken ein Kilo Zwiebeln, Tomaten oder Kartoffeln, 50 Rappen ein Kilo
Reis. Ein Kilo Brot kostet 1.20. Auch Stifte und Papier sind nicht so teuer.
Wenn ihr also Lust habt eine kleine Kollekte geben, könnt
ihr meinen Vater kontaktieren und die Spenden einfach mal zusagen. Er wird mir das melden.
Ich werde den Betrag dann aus meinem Hausbau-Konto vorbeziehen. Ich muss das
aber bis spätestens anfangs nächste Woche wissen, um handeln zu können.
Sollte mehr zusammenkommen als wir brauchen, kann dies in
unsere weitere Kampagne einfliessen, oder ich spende es der lokalen
Pfadigruppe, die ein ganz kleines Budget hat und viel Gutes tut für die Jugendlichen
der Zone.
Ich weiss, ich habe von vielen von euch schon viele grosszügige
Spenden erhalten wegen den Überschwemmungen zum Beispiel. Und es fällt
mir irgendwie schwer diesen Blog zu schreiben, Aber das ist diesmal
weder für mich, noch die Familie meines Freundes, sondern für das ganze
Viertel
und für Gerechtigkeit und Transparenz. Ich möchte wirklich, dass es ein
guter
Anlass wird… Und ich hoffe dass wir auch
bald besser und positiver an die Medien kommen. Auch, habe ich im Sinn eine
Avaaz-Kampagne zu machen, soll es nötig werden.
Plakatfabrik, Post vom 15. 12.2016
Die Demonstration ist am sich Entwickeln. Mittlerweile wurde
Präsenzzeit von 6 Uhr morgens bis 12 mittags festgelegt, nicht mehr den ganzen
Tag. Das ist gut, das wäre zu lange gewesen. Nun, daher habe ich beschlossen,
das Plakatebasteln vorzuziehen.
Habe also heute Morgen von den Spendengeldern Material
eingekauft und heute Nachmittag mit so 30 meiner Nachbarskinder Plakate gemalt
und geschrieben. Die waren voll motiviert und werden ihre Eltern an den Haaren
an die Demo schleppen, nur um ihr Werk hochhalten zu können. Die meisten waren
zu klein um zu schreiben, drum habe ich den Schwerpunkt auf „Zeichne dein Haus“
gelegt und ihnen nahegelegt, dass da ihr Baum, Hund, Schwein Pferd und was auch
immer dazugehört. Das Ergebnis ist eine Sammlung Filzstift Zeichnungen von
Häusern mit grossen Höfen, Tieren und Pflanzen. Und die Namen der
Familienmitgliedern und einige unseren Slogans von den grösseren Geschwistern
dazugeschrieben. Hat Spass gemacht. Morgen mache ich mit Evelin dann noch etwas
mit mehr Text.
Den grössten Teil des Materials das übrig blieb, habe ich an
eine junge Frau in einem anderen Teil des Viertels weitergereicht, welche wohl
morgen dasselbe in ihrer Zone machen wird.
Morgen Abend wird es eine Sitzung geben und dort werden wir
das mit der Zwischenverpflegung organisieren, dem Terereupa (eine kleine salzige
Malzeit, die man während dem Terere-trinken isst), nageln.
Ich hoffe schwer, dass das Wetter dann auch mit macht… die
Prognose ist leider unsicher.
Demonstration vom 19. Dezember 2016
Der Demonstrationsmontag begann mit gemischter
Wetterprognose. Es waren Gewitter angekündigt. Es tagte bewölkt, aber ohne
Regen. Übers Wochenende hatte ich nochmals eine Runde im Viertel gedreht um die
Leute nochmals an die Demonstration zu erinnern und zu motivieren.
Der Montag rollte dann eher langsam an, erst hatte es wenige
Leute, geplant war ja auch, dass es um 8 Uhr so richtig los geht. Die Leute aus
den Vierteln weiter „hinten“ sollten bis dahin zur Brücke, dem Treffpunkt
marschiert sein. Ich war beschäftigt meine kleinen Plakatträger zu sammeln, somit verpasste ich es als das Team vom Kanal 13 unsere
Leader interviewten. Niemand hatte erwartet, dass die so früh kommen würden,
schon um halb 7, das ist untypisch. Und daher sieht man eben leider noch nicht
so viele Leute im Bild. Das kann ja auch Absicht sein. Der Sender 13, ist
einer der Sender, die der Präsident schon gekauft hat. Aber das Interview war
recht gut.
Kurz danach waren dann meine Knirpse auch parat. Und ich
reihte sie dann vorne an der Menschenmauer, welche die Strasse sperrte, ein.
Prompt kam dann die Presse Fotos machen, und ein weiter Fernsehkanal war auch
dort.
Laut Gesetz muss man jede halbe Stunde den Verkehr kurz
durchlassen. Diese Pausen konnten die Knirpse dann nutzen etwas zu trinken und
die Teigtaschen zu essen, die ich mit Spendengeldern gekauft habe. Vorort
wurden auch „Tortillas“ gebraten.
So haben wir mehrere halbstündige Strassensperren veranlasst.
Währenddessen gab es Reden auf der Strasse. Vor allem die der Ingeniera Canese.
Die Ingenieurin, welche fachlich unterstützt und für eine industrielle
Ingenieurin eine sehr soziale Sicht hat, hielt eine sehr gute Rede. Es
hatte auch einige etwas hitzköpfigere Reden von wütenden Anwohnern, die mir
etwas zu aggressiv waren, aber im Grossen und Ganzen haben sie ja auch Recht,
es ist wirklich eine Sauerei, was sie hier mit unserem Viertel vorhaben und wie
sie Lügen verbreiten.
Aber so langsam wachen die Leute hier auf. Wir waren ein
schönes Grüppchen, von meiner Zone und den angrenzenden sind viele Leute
gekommen. Allerdings hätte ich noch mehr Leute sehen wollen. Aber viel weniger
sind aus den hinteren Zonen gekommen. Einerseits, vermutlich, weil es weiter
ist und anderseits weil es in diesen Zonen weniger aktive Leute gibt, die unsere
Sicht der Situation weiterverbreiten und die Leute informieren. Zudem ist eben
in dieser Zone die Organisation Camsat aktiv und vor allem die ärmeren Leute
sind abhängig von den Stipendien und Lebensmitteln die diese Organisation
verteilt und haben Angst vor Repressalien, wenn sie sich öffentlich gegen das
Projekt, welches diese Organisation unterstützt, äussern.
Aber im Grossen und Ganzen war die Aktion ein Erfolg. Die
Leader sind zufrieden. Offenbar ist die Präsenz, die wir zu Stande brachten
schon ein Erfolg, da sich die Leute hier schwer zum Demonstrieren bewegen
lassen. Wir waren Thema in mehreren Zeitungsartikeln, am Radio und auch in den
Nachrichten zweier Fernsehsender.
Jetzt kommen die Festtage. Das Thema der Projekte
werden wir dann im Neuen Jahr wieder angehen. Zuerst müssen wir dann schauen,
ob da eine Reaktion auf unsere Aktion kommt.
Im ganzen Land sind die Leute sowieso hässig auf den Präsidenten,
weil er ein Gesetz ändern will, die seine Wiederwahl ermöglichen würde. Dies
weckt in Paraguay Erinnerungen an die Diktatur und gegen die Wiederwahl gingen am
Dienstag bevor unserer Demonstration
rund 7'000 Menschen demonstrieren (sofern ich das richtig im Kopf habe) . Für Paraguay sind das viele Leute. Ich
hoffe dies setzt diesem frechen Präsident etwas Grenzen. Er macht wirklich was
er will und präsentiert es dann als „Fortschritt“.
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